Samstag, 11. August 2012

Kommt ein Vogel geflogen


Inspiration. Diesem Begriff kommt heutzutage immer noch eine nahezu mystische Bedeutsamkeit zu, als befände sich derjenige, dem dieses Geschenk zuteil wird, im Bunde mit geheimnisvollen Mächten. Das Bild der Muse, die dem sinnenden Künstler sanft die Hand führt ist in diesem Zusammenhang, in den letzten Jahrhunderten, ein beliebtes Sujet gewesen.


Aus eigener  Erfahrung kann ich euch versichern, dass Inspiration nicht aus dem Nichts entsteht. Sie fliegt einem nicht plötzlich aus heiterem Himmel zu wie ein herrenloser Vogel und wenn, dann muss man im Vorfeld viel Arbeit und Ausdauer darauf verwendet haben, das Zutrauen dieses „Vogels“ zu gewinnen, denn Inspiration braucht – ebenso wie Haus ein Fundament – eine schöpferische Basis. An dieser Stelle möchte ich gerne zwei weltberühmte Persönlichkeiten und ihre Auffassung zu diesem Thema zitieren:

„Genie ist 1% Inspiration und 99% Transpiration.“ (Thomas Alva Edison)

„Die Inspiration existiert, aber sie muss dich bei der Arbeit finden.“ (Pablo Picasso)

Arbeit? Schweiß? Oh ja! Aber nicht nur in körperlicher Hinsicht. Auch die Einsatzbereitschaft des Intellektes erfordert hinsichtlich neuer Ideen, Wagemut und Begeisterungsfähigkeit, denn Wissen ist ein weiterer unverzichtbarer Grundstein jeglicher Inspiration. Je vielfältiger der Erfahrungsschatz, desto reichhaltiger die Assoziationsketten. Diese Gedankenverbindungen sind sozusagen der „Spielplatz“ unseres Intellektes. Hier werden Eindrücke, Bilder und Erinnerungen miteinander verknüpft und zu neuen, mitunter überraschenden, Ideen geformt. Nicht alle diese „Geistesblitze“ bergen das Potential großer Errungenschaften oder Meisterwerke in sich, aber einige besitzen viel versprechende Anlagen und es lohnt sich, diese weiter zu entwickeln.

Wenn man diesen „Spielplatz“ einmal für sich entdeckt hat, wird alles, was uns umgibt zu einem potentiellen Ideenpool. Mich persönlich inspirieren gerade die scheinbar banalen „Randerscheinungen“ des Alltags, ihnen gilt – neben der Kunst, dem Film und der Literatur – meine größte Leidenschaft. So birgt z.B. die filigrane Architektur eines verwelkten Blattes, die Verwerfungen eines verrosteten Metallstückes oder ein Abschnitt des Geschichtsbuches, das seit Jahren in der hintersten Ecke des Bücherregals sein Dasein fristet, ein ganzes Universum fantastischer Möglichkeiten in sich.

Ich weiß, dass sich dieser Artikel ein bisschen wie das Bildungsplädoyer eines Oberschullehrers anhört, doch wer sich einmal die Mühe gemacht hat den Blick zu heben – so sagt ein altes chinesisches Sprichwort – der wird keine Grenzen mehr sehen.

In diesem Sinne, wünsche ich allen meinen Lesern einen inspirierten Tag und bedanke mich ganz herzlich bei Marc Wulf für die Einladung, dass ich als Gastautorin diesen Artikel für seinen Blog verfassen durfte.

Autorin: Stephanie Küpper • www.grafik-design-kunst.de • Blog: http://grafik-design-kunst.blogspot.de

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